Ich hatte heute mal wieder Lust auf Kürbis und habe mir deshalb spontan nach der Arbeit einen Hokkaido gekauft. Standardmäßig mache ich daraus immer Spalten und backe diese im Ofen.
Als der Kürbis in meinem kleinen „Pizzaofen“ dann so vor sich hin gebacken hat, musste ich darüber nachdenken, wann ich meinen Ofen eigentlich das letzte Mal angeschmissen hatte. Und ich erinnerte mich. Das war noch gar nicht lange her: ich wollte einen Kuchen backen zum Abschied für die kleine Firma, bei der ich ein dreiviertel Jahr als Werkstudentin gejobbt hatte und in der ich meinen letzten Arbeitstag haben sollte. Herausgesucht hatte ich mir ein Rezept für Karottenkuchen – dass ich dieses vorher noch nie ausprobiert hatte und auch bisher noch nichts Teigiges außer Pizza und einem Blechkuchen in meinem kleinen Ofen gebacken hatte, sollte mich nicht davon abhalten.
Vielleicht könnt ihr euch schon denken, dass das natürlich in dem Moment, in dem es drauf ankam, schön in die Hose ging. Der Kuchen war total ungleichmäßig durchgebacken, außen schon fast verbrannt, aber innen noch zu weich. Als ich ihn versuchte, aus der Form zu lösen, brach er in zwei… genauso ungefähr mein Herz. Es war schon nach acht Uhr abends – alle Geschäfte also schon geschlossen – und ich dachte drüber nach, wo ich jetzt um Himmels Willen bis zum nächsten Morgen einen Kuchen herzaubern sollte. Nachdem ich ein bisschen das Internet durchforstet hatte nach Taktiken, um einen misslungenen Kuchen zu retten, hatte ich einen Notfallplan ausgeheckt: ich würde aus dem zerbrochenen Kuchen kleine Cake Balls formen! Wenn alle Stricke reißen würden, müsste ich einen abgepackten Kuchen besorgen – das wollte ich aber um jeden Preis vermeiden, da mir das noch liebloser erschien als gar nichts mitzubringen.
Jedenfalls bin ich dann am nächsten Morgen kurz vor Ladenöffnung in den nächstgelegenen Supermarkt gestapft, um Kuvertüre zu besorgen und damit meine Kuchenrettungsaktion starten zu können. Über zwei Stunden habe ich dann damit zugebracht, kleine Bällchen aus Teig zu formen, diese mit weißer Schokolade zu überziehen und dann noch zu dekorieren. Die Bällchen kamen bei den Kollegen gut an und ich war super stolz, dass ich so gut improvisiert hatte. Ich fand sogar, dass die Cake Balls noch viel besser geschmeckt haben als es der Kuchen an sich wohl getan hatte – klar, kann es mit einem Haufen Schokolade ja auch nur noch! Die ganze Mühe, die ich in die kleinen Kuchenstücke gesteckt habe, hat aber sicher auch zum Geschmack beigetragen. Als Mitbringsel zum Abschied schien mir das zwar dann sogar schon ein bisschen over the top, aber besser so als ohne Kuchen.
Was ich aus der Situation gelernt habe? Manchmal werden Sachen sogar besser als geplant, auch wenn sie zwischendrin verloren zu sein scheinen – wenn man nur richtig improvisiert, nicht aufgibt und irgendwie das Beste aus ihnen macht. Gerade in der aktuellen Lage habe ich das Gefühl, dass das super wichtig ist. Ich sollte zwar eigentlich aktuell schon ein Praktikum in einer anderen Stadt begonnen haben und umgezogen sein, aber hänge immer noch in München fest und muss sehen, wie ich mich spontan finanziere? Dann arbeite ich eben noch ein bisschen als Aushilfe und ziehe erst später um. Es muss auch nicht immer ein super Masterplan sein, der das Ganze dann zum Erfolg macht – allein das Gefühl, nicht aufgegeben und die Lage gut gemeistert zu haben, ist die beste Belohnung. Wenn dabei leckere Cake Balls rauskommen, ist das natürlich aber auch nicht schlecht.
Rezept: gebackene Kürbisspalten
Also, den Kuchen neulich habe ich zwar nicht gebacken bekommen, aber den Abschied in der Firma neulich und meine Kürbisspalten heute dafür schon. Falls euch beim Anblick auch das Wasser im Mund zusammenläuft und ihr jetzt Lust habt, diese nachzubacken, dann kommt hier noch schnell das Rezept. Ihr braucht:
- 1 Hokkaidokürbis
- 3 Zehen Knoblauch
- ca. 2 EL Olivenöl (je nach Größe des Kürbis)
- 3 TL Kreuzkümmel
- 2 TL Paprikapulver rosenscharf
- Salz und Pfeffer
Den Kürbis putzen und nach dem Entkernen in 2-3 cm dicke Scheiben schneiden. Den Knoblauch grob in Scheiben schneiden. Aus dem Olivenöl, Gewürzen und dem Knoblauch eine Marinade zusammenrühren und die Kürbisspalten gut damit einreiben. Die Kürbisspalten dann für ca. eine halbe Stunde in der Marinade ziehen lassen (gern auch länger oder über Nacht) und bei 200°C ca. 25 Minuten lang backen. Dazu passt gut Salat und Joghurt (der Kokosjoghurt dazu war übrigens phänomenal) als Dip.
Mich erinnert der Geruch von gebackenem Kürbis übrigens immer an den Herbst – meine Lieblingsjahreszeit – und in mir hat dieses Essen sogar ein bisschen Motivation ausgelöst, die ich sonst so nur im Herbst verspüre. Vielleicht macht dem ein oder anderen die Geschichte ein wenig Mut, wenn gerade alles nicht nach Plan läuft (ob coronabedingt oder auch nicht) oder zumindest Lust auf Kürbis als Frustessen.
Hattet ihr auch schon mal so eine Situation, die total katastrophal schien, die ihr aber durch Improvisieren überraschenderweise retten konntet?